Die österreichische Kulturdokumentation, internationales Archiv für Kulturanalysen hat im Auftrag der Kunstsektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur eine Studie zur finanziellen Situation von freien Kulturinitiativen und -vereinen durchgeführt. Diese Studie, die auf Anregung und Intervention der IG Kultur Österreich entstanden ist, ist nun erstmals auch öffentlich zugänglich. Wir hoffen, dass wir darauf aufbauend, weitere Schritte in Richtung Wertschätzung und Fair Pay von Kulturarbeit forcieren können.

Zur Studie

Zusammenfassung
Die österreichische kulturdokumentation. internationales archiv für kulturanalysen hat im Auftrag der Kunstsektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur eine Online-Umfrage unter Kulturinitiativen und -vereinen, die aus der Abt. V/7 der Kunstsektion im Jahr 2012 eine Förderung erhalten haben, durchgeführt. Damit reagiert das Ministerium auf eine parlamentarische Entschließung, die in Folge der Fair-Pay-Kampagne der IG Kultur eine Erhebung von Daten über die soziale und finanzielle Lage der freien Kulturinitiativen und ihrer MitarbeiterInnen vorsieht.
Ein umfangreicher Fragebogen zu fünf Themen – Allgemeines, kulturelles Profil, Mitarbeiter- Innen, finanzielle Situation (Einnahmen/Förderungen/Ausgaben), einer Einschätzung der eigenen Situation sowie Platz für Vorschläge und Wünsche – wurde an 303 Kulturinitiativen und -vereine versendet, 205 Einrichtungen haben sich an der Umfrage beteiligt.
Ausgehend vom EmpfängerInnen-Sample war mit einer überwiegenden Anzahl von kleinen, regionalen Initiativen aus dem ländlichen Raum zu rechnen; es existieren jedoch zwei Pole: einerseits sitzen 50% der Einrichtungen als KulturversorgerInnen vor Ort in ländlichen Regionen, andererseits sind 40% in den Landeshauptstädten ansässig. Die meisten Vereine, die sich an der Umfrage beteiligt haben, befinden sich in Wien, in der Steiermark und in Oberösterreich, mehr als 80% sind kleine Vereine mit Umsätzen unter 1 Mio. Euro im Jahr, weitere 11% liegen zwischen 1 und 3 Mio. Euro.
Mehr als zwei Drittel der Einrichtungen unterhalten einen dauerhaften Jahresbetrieb und sind seit mehr als 10 Jahren tätig. Außerdem haben sich 20 Festivals an der Umfrage beteiligt und 25 Einrichtungen arbeiten temporär. Die regionalen Kulturinitiativen und -vereine bieten nicht nur punktuell und temporär Angebote und Veranstaltungen, sondern versorgen Österreichs Regionen ganzjährig mit künstlerischen und kulturellen Angeboten.
Das kulturelle Profil der Einrichtungen, die den Fragebogen beantwortet haben, entspricht dem Aufgabenbereich und den Förderagenden der Abt. V/7 der Kunstsektion des Bundes- ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur: „… die Förderung von Kulturentwicklung und Kulturinitiativen, die Förderung spartenübergreifender und interdisziplinärer Kunst- und Kulturprojekte, die Förderung von Kunst- und Kulturprojekten im sozio-kulturellen Raum, die angewandte Kulturforschung, Dokumentation und Evaluation, Maßnahmen im Bereich Kul- turmanagement sowie die Koordination der parlamentarischen Anfragen für die Sektion.“
Die Einrichtungen bieten ein breit gefächertes, gut besuchtes Kulturprogramm, häufig in den Sparten Musik, Tanz/Theater/Performance und Bildende Kunst. Die Angebote reichen von Kon- zerten, Ausstellungen, Aufführungen, Filmvorführungen und Lesungen als klassische Kul- turangebote über Bildungs-, Informations- und Vermittlungsangebote bis hin zur Bereitstellung von Räumen und Infrastruktur für die kulturelle Produktion und Teilhabe der Bevölkerung.

Lesungen und Ausstellungen waren die häufigsten Aktivitäten, Ausstellungen, Konzerte und darstellende Kunst zogen die meisten BesucherInnen an.
Insgesamt wurden im Jahr 2012 von 129 Kulturinitiativen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, 1.113 Veranstaltungen durchgeführt, zu denen insgesamt 665.548 BesucherInnen kamen.
Ein zentrales Anliegen der Umfrage war es, Informationen zur Beschäftigungssituation und zum Einkommen der MitarbeiterInnen zu erhalten. Daher wurden die Einrichtungen gebeten, Auskunft über ihre MitarbeiterInnen, deren Dienstverhältnisse, Tätigkeitsbereiche, Beschäfti- gungsausmaß und Einkommen zu geben, 118 Kulturinitiativen haben dazu Angaben gemacht, in diesen sind insgesamt 1.099 MitarbeiterInnen beschäftigt, darunter 563 Frauen und 536 Männer.
Die meisten Arbeitsplätze finden sich in kulturnahen und künstlerischen Tätigkeitsbereichen z.B. künstlerischer Programmierung, Projektentwicklung und kuratorischen Tätigkeiten sowie in der Organisation und Administration. Es gibt viele Einrichtungen, in denen mehrere Tätig– keitsbereiche von einer Person übernommen werden, meist fließen diese in einer Leitungs– funktion zusammen.
Das Geschlechterverhältnis ist mit 51% Frauen zu 49% Männern relativ ausgewogen, ver- schiebt sich aber in einigen Bereichen auffällig: auf der Leitungsebene sind 41% Frauen und 59% Männer tätig (das sind 11 % aller Frauen und 17% aller Männer). Im kulturnahen / künst- lerischen Bereich arbeiten 57% Frauen und 43% Männer, im organisatorischen Bereich 67% Frauen und 33% Männer und in der Gastronomie 74% Frauen und 26% Männer. Umgekehrt ist es in der Technik, hier überwiegen die Männer mit 81%. Von allen Frauen sind 70% in kulturnahen/ künstlerischen oder organisatorisch/administrativen Bereichen tätig und arbeiten überwiegend Teilzeit bzw. geringfügig. Jeweils etwa 30% aller Männer arbeiten im kulturnahen/ künstlerischen Bereich und in der Technik.
Der Sektor zeichnet sich insgesamt durch ein hohes Maß an freiwilliger Tätigkeit aus: etwa die Hälfte der MitarbeiterInnen in den Kulturinitiativen und -vereinen ist ehrenamtlich tätig.
Bei den bezahlten MitarbeiterInnen überwiegen die atypischen Beschäftigungsverhältnisse, während Normalarbeitsverhältnisse (Vollzeitanstellungen) am seltensten sind: Beschäfti- gungen auf Basis von Werkverträgen bzw. Honorarnoten sind mit 28% am häufigsten.
An zweiter Stelle liegen Teilzeitanstellungen (10%). Geringfügige Beschäftigung (6%), freie Dienstverträge (5%) und Vollzeit-Dienstverträge sind selten: nur 29 Einrichtungen beschäf- tigen insgesamt 47 VollzeitmitarbeiterInnen (4%). Die meisten Einrichtungen, die Mitar- beiterInnen mit einem Dienstvertrag Vollzeit eingestellt haben, liegen mit ihren Einnahmen deutlich über 100.000 Euro Jahreseinnahmen.

Unter den Vollzeitbeschäftigten finden sich 40% Frauen und 60% Männer. Im Teilzeitbereich und bei den geringfügig Beschäftigten ist es umgekehrt, hier finden sich 60% Frauen und 40% Männer.
Die Zahlen bezüglich der häufigen atypischen Beschäftigungsverhältnisse korrespondieren mit den relativ niedrigen Beschäftigungsausmaßen und Einkommen: drei Viertel der Be- schäftigten arbeiten weniger als 15 Stunden in der Woche und verdienen unter 10.000 Euro im Jahr; mehr als die Hälfte der Einkommen (56%) liegen unter 5.000 Euro im Jahr.
Bezogen auf die Tätigkeitsbereiche zeigt sich, dass vor allem im kulturnahen Bereiche (80%) sowie im organisatorischen Bereich (76%) unter 15 Wochenstunden gearbeitet wird. Zwischen 15 und 25 Stunden pro Woche arbeiten 12% der Beschäftigten, zwischen 25 und 38 Stunden 6%. Sowohl im kulturnahen und im organisatorischen Bereich als auch insgesamt sind nur 7% der MitarbeiterInnen Vollzeit beschäftigt. Lediglich auf Leitungsebene ist ein knappes Drittel der MitarbeiterInnen Vollzeit beschäftigt.
Mehr als die Hälfte der bezahlten MitarbeiterInnen (56%) verdienen höchstens 5.000 Euro im Jahr, das entspricht knapp 360 Euro im Monat. Einkommen zwischen 5.000 und 10.000 Euro (360 bis 700 monatlich) sowie zwischen 10.000 und 25.000 Euro (700 bis maximal 1.800 Euro monatlich) verdienen jeweils 16% bzw. 17% der MitarbeiterInnen, zwischen 25.000 und 40.000 sind es 6%. Nur 4% der Beschäftigten, nämlich 17 Personen (davon 14 auf Leitungsebene) erzielen ein Gehalt von mehr als 40.000 Euro im Jahr.
Betrachtet man die Einkommen nach den verschiedenen Tätigkeitsbereichen, ergibt sich fol- gendes Bild: im kulturnahen und im organisatorischen Bereich erzielen 60% der Mitarbeiter- Innen höchstens 5.000 Euro im Jahr, ein weiteres Drittel bis zu 25.000 Euro. Bei den orga- nisatorischen und administrativen Tätigkeiten sind die Einkommen zwischen 10.000 und 25.000 Euro (abgesehen von Einkommen unter 5.000 Euro) die häufigsten: im kulturnahen Bereich verdienen 32% der MitarbeiterInnen bis zu 25.000 Euro im Jahr, im organisatorischen Bereich sind es 39%.
Im Bereich der Technik verdienen 74% nicht mehr als 5.000 Euro, weitere 17% bis zu 10.000 Euro im Jahr, auf mehr als 10.000 Euro kommen 8 TechnikerInnen. Ähnlich ist es in der Gastronomie, hier verdienen 80% unter 5.000 Euro im Jahr. Die Einkommens-Zahlen ent- sprechen für alle Tätigkeitsbereiche in etwa dem Verhältnis der gearbeiteten Stunden sowie den Beschäftigungsverhältnissen.
Frauen verdienen seltener unter 5.000 und häufiger über 10.000 Euro im Jahr als die Männer, insgesamt verschiebt sich das Verhältnis bei den Einkommen in moderatem Ausmaß zugun- sten der Frauen. Die geschlechterspezifische Auswertung der Einkommen kann auf die ent- sprechenden Ergebnisse zu Dienstverhältnis und Beschäftigungsausmaß zurückgeführt werden: obwohl männlich besetzte Leitungsfunktionen insgesamt dominieren, sind Frauen als kaufmännische Leiterinnen, aber auch in kulturnahen Tätigkeitsbereichen häufiger fest angestellt als Männer in diesen Funktionen. Frauen weisen in diesen Bereichen auch ein höheres zeitliches Beschäftigungsausmaß auf. Sie sind also häufiger und mit einem höheren Stundenausmaß angestellt, was die insgesamt höheren Einkommen erklärt. Männer domi- nieren dagegen stärker die künstlerische Leitung, wo wiederum seltener angestellt und weniger Stunden gearbeitet wird; darüber hinaus ist hier auch unbezahlte Arbeit (Ehrenamt) häufiger.
Um einen umfassenden Eindruck über die finanzielle Situation der Kulturinitiativen und -vereine zu gewinnen, wurden die Einrichtungen gebeten, Auskünfte über die Zusammen- setzung ihrer Einnahmen und Ausgaben zu geben. Für 2012 gaben die Kulturinitiativen und -vereine, die sich an der Umfrage beteiligt haben, insgesamt Einnahmen in Höhe von rund 18 Mio. Euro und Ausgaben in Höhe von 17 Mio. Euro an.
80% der Einrichtungen nahmen unter 200.000 Euro ein, entsprechend lagen auch die Aus- gaben der meisten Einrichtungen unter 200.000 Euro. 5 Einrichtungen, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben Einnahmen zwischen 0,5 und 1 Mio. Euro, zwei von mehr als
1 Mio., dies entspricht der Struktur der befragten Einrichtungen, die überwiegend kleine und mittlere Vereine sind.
Gut ein Viertel der Einnahmen (26%) sind ordentliche Einnahmen, die aus der Geschäftstätig- keit der Einrichtungen erzielt wurden, darunter als höchster Anteil mit 2,3 Mio. Ticketver- käufe und Eintrittsgelder. 69% der Einnahmen sind öffentlichen Förderungen (12,4 Millionen Euro), 5% (924.900 Euro) Sponsoring und Spenden.
Der Anteil des Eigenkaptial/Eigenleistungen an den ordentlichen Einnahmen beträgt 1,3 Mio. Euro (7%), der Gastronomie 560.000 Euro (3%) und Vermietungen 358.000 Euro 2%. Mitgliedsbeiträge der Vereine tragen mit 1% nur gering zu den Einnahmen bei.
Insgesamt haben die Kulturinitiativen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, im Jahr 2012 öffentliche Förderungen in Höhe von 12,4 Mio. Euro erhalten. 46% davon wurden durch die Bundesländer finanziert (5,7 Mio. Euro, davon wiederum der Großteil von 4,7 Mio. Euro aus den Kulturabteilungen der Länder). Die Gemeinden trugen mit 28% ein knappes Drittel zu den Förderungen bei (3,4 Mio. Euro), auch hier kommt der Großteil (2,9 Mio. Euro) aus den Kultur- abteilungen. Vom Bund erhielten die befragten Kulturinitiativen und -vereine 2,7 Mio. Euro an Fördermitteln, 2,5 Mio. aus dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bzw. 2,2 Mio. aus der Abteilung V/7. Die EU-Förderungen liegen bei 4% (knapp 0,5 Mio.) Spenden bzw. Sponsoring von privaten Förderern und Unternehmen machen 5% der Einnahmen aus.
Die Einrichtungen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben an, 2012 Ausgaben in Höhe von gut 17 Mio. Euro gehabt zu haben. Der Anteil für Gehälter von Angestellten ist mit fast
5 Mio. Euro der höchste Posten in der Ausgabenstruktur, weitere 2,3 Mio. Euro entfallen auf Werkverträge und Honorare, zusammen liegen die Personalkosten also um die 7,3 Mio. Euro (42%). In den Sachkosten, die sich auf insgesamt 9,8 Mio. Euro belaufen, sind 4,3 Mio. Euro an KünstlerInnen-Gagen enthalten (25%).

A) Design des Fragebogens und der online-Umfrage Auftrag und Intention
Die österreichische kulturdokumentation. internationales archiv für kulturanalysen hat im Auftrag der Kunstsektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zwischen 27. Juli und 1. Oktober 2013 eine Umfrage unter Kulturvereinen und -initiativen, die aus der Abt. V/7 der Kunstsektion im Jahr 2012 eine Förderung erhalten haben, durchgeführt. Damit reagiert das Ministerium auf eine parlamentarische Entschließung, die in Folge der Fair-Pay- Kampagne der IG Kultur eine Erhebung von Daten über die soziale und finanzielle Lage der freien Kulturinitiativen und ihrer MitarbeiterInnen vorsieht.
Ziel der Umfrage ist es, die Beschäftigungs-, Einkommens- und Kostensituation sowie das kulturelle Profil der Einrichtungen (Sparten, in denen sie tätig sind, Angebote und Besucher- Innen-Zahlen) darzustellen. Aufschluss über die detaillierte Einkommenssituation der Mit- arbeiterInnen in freien Kulturinitiativen Österreichs ist nur über eine personenbezogene Erhebung zu gewinnen. Dies leistet die Umfrage nicht, da sie sich nicht an Einzelpersonen, sondern an die Einrichtungen als ArbeitgeberInnen richtet.
Das Adressen-Sample wurde vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zur Verfügung gestellt. Die Einladung, an der Umfrage teilzunehmen, wurde an 303 Empfänger- Innen versendet.
Für die Online-Umfrage wurde ein umfangreicher Fragebogen zu den folgenden fünf Themen- bereichen entwickelt:

  1. Allgemeine Fragen zur Einrichtung
  2. Profil der kulturellen Tätigkeiten der Einrichtung
  3. MitarbeiterInnen (Beschäftigungsverhältnis, Beschäftigungsausmaß, Einkommen) 4. Finanzielle Situation (Einnahmen, Förderungen, Ausgaben)
  4. Einschätzung, Vorschläge, Wünsche
    Die insgesamt 34 Fragen bezogen sich auf die Situation im Jahr 2012. Für die meisten Fragen gab es ein vorgegebenes Antwortenraster, in das Zahlen (z.B. BesucherInnen, Anzahl der Mit- arbeiterInnen, Einnahmen etc.) einzutragen waren. Aufgrund der Querschnittsmaterie Kultur, und weil die befragten Einrichtungen mehrheitlich spartenübergreifend tätig sind, gab es bei einigen Fragen die Möglichkeit von Mehrfachantworten. Eine Frage war als offene Frage for- muliert (Fragebogen siehe Anhang).

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